Von Roswitha Frey, Di, 28. Juli 2020, Rheinfelden
Gitarrenlehrer geht nach 36 Jahren an Musikschule in Ruhestand.

Michael Reidick (rechts), hier im Folk-Ensemble Belle Ile, verabschiedet sich nach 36 Jahren von der Musikschule. Foto: Roswitha Frey
Nach 36 Jahren an der Musikschule Rheinfelden hat der Gitarrenpädagoge Michael Reidick am Sonntag im Orffsaal sein Abschiedskonzert gegeben. Zusammen mit vielen Schülern und Kollegen gestaltete der beliebte Lehrer, der nun in den Ruhestand geht, ein fast zweistündiges Programm, das seine stilistische Vielseitigkeit spiegelte.
Für ihn sei es „ein ganz besonderer Tag“, sagte Reidick. Er erinnerte sich daran, wie er 1984 die Stelle als Gitarrenlehrer angetreten hatte. Es war eine wichtige Entscheidung in seinem Leben, dass er in 36 Jahren eine Kontinuität aufrechterhalten konnte, sagte der aus Oberhausen stammend Lehrer, der klassische Gitarre studiert, aber schon als Jugendlicher auch E-Gitarre in einer Band gespielt hat. So habe er es dankbar angenommen, als an der Musikschule Schüler Interesse an E-Gitarre und E-Bass bekundeten. Die abwechslungsreiche Arbeit mit den Rock- und Pop-Bands und Folk-Ensembles habe ihm sehr viel Spaß gemacht.
Auf Reidicks enorme musikalische Vielseitigkeit hob auch Musikschulleiter Bernward Braun ab. Reidick habe als „29-jähriger junger Bursche“ an der Musikschule begonnen und in den 36 Jahren mit seiner Persönlichkeit, seinem Engagement und seinem Ideenreichtum die Entwicklung zu einer modernen Musikschule maßgeblich mitgeprägt. Auch nach so vielen Jahren sei er „kein bisschen berufsmüde“, sondern kreativ, experimentierfreudig, begeisterungsfähig und neugierig auf neue Formate geblieben, so Braun.
Bevor er die Musikschule verlässt, hat Reidick viele seiner Schüler und Kollegen zu diesem Abschiedskonzert zusammengebracht. Dass er auch ausgebildeter Sänger mit wohltönender Stimme ist, hörte man zum Auftakt in zwei Songs von John Dowland und John Ireland, in denen es um die Liebe und um die Sehnsucht nach dem Meer geht – eine Leidenschaft, die der passionierte Segler Reidick sehr emotional nachvollziehen kann.
Im Duo mit seinem Kollegen, dem Geiger Tobias Schlageter, spielte Reidick an der klassischen Gitarre eine Sonate des Barockkomponisten Arcangelo Corelli. Das Schülerensemble „Saitenspiel“, besetzt mit sieben Talenten an den Gitarren, begeisterte mit dem Klangexperiment „Kreisverkehr“, einem lustigen Müsli-Rock und dem Stück „Einladung zum Fest“ von Reidick selbst. Ebenso beeindruckend war, wie klar und fein ausgehorcht Kinem Plez eine barocke Bourrée und Finn Dallügge einen klassischen Allegro-Satz spielten.
Ein besonderes Faible hat Reidick für Folkmusik mit bretonischen Wurzeln, die er bei Aufenthalten in der Bretagne entdeckt hat. Das Folkensemble Belle Ile, besetzt mit Anna Roche und Tobias Schlageter an den Violinen, Simon Furulyas am Akkordeon und Reidick an der Gitarre, spielte mit rhythmischer Vitalität einen bretonischen Tanz und andere Folkstücke. Auch von der Musik der schottischen Hebriden ist Reidick fasziniert. Zusammen mit dem Kontrabassisten Bernd Schöpflin führte er zwei Lieder aus dem gemeinsamen Projekt „Zwischen den Inseln“ auf. Zum Schluss traten zwei junge Bands auf, die Reidick in seinen Musikschuljahren betreut hat. „Blue Eye“ um Sängerin Francesca Hoffmeier, die eigens vom Studium in Konstanz angereist war, und „Red Moon“ um Gitarrist und Sänger Felix Rogge. „Danke, das war’s“, verabschiedete sich Reidick danach unter großem Applaus.
Wie Bernward Braun verriet, habe man gemeinsam mit Reidick bereits einen Nachfolger gefunden. Bei Spyros Konidaris seien die Gitarrenschüler weiterhin „in besten Händen“.
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 28. Juli 2020.