Zum Inhalt springen

Wandelkonzert
in Musikschule Rheinfelden

BZ-Plus

Von Roswitha Frey, So, 12. Juli 2020, Rheinfelden

In Corona-Zeiten sind neue Modelle für musikalische Veranstaltungen gefragt. Die Musikschule Rheinfelden hat mit dem ersten „Wandelkonzert“ ein spannendes Konzept ungesetzt.

Besonderes Musikerlebnis mit Schutzmas...delkonzert der Musikschule Rheinfelden | Foto: Roswitha Frey

Etwas Besonderes hat sich die Musikschule Rheinfelden einfallen lassen: Bei einem „Wandelkonzert“ wurden die Zuhörer am Samstag in Gruppen von Raum zu Raum geführt und bekamen wechselnde Kurzkonzerte von Lehrkräften und Musikschülern in verschiedenen Besetzungen zu hören. Ein außergewöhnliches Klangerlebnis, bei dem die Besucher im Minuten-Takt immer neue vielfältige Facetten von Klassik bis Jazz erlebten.

16 Lehrkräfte und Musikschüler waren beteiligt an diesem musikalischen Rundgang, der für alle Mitwirkenden eine neuartige Erfahrung war. „Eine spannende Geschichte“ nannte es Musikschulleiter Bernward Braun, der die Zuhörer begrüßte. Um in Zeiten von Corona und strengen Hygiene- und Abstandsregeln Live-Musik anzubieten, braucht es neue Formate und Ideen.

So haben Braun und seine engagierten Mitstreiter ein Programm ausgetüftelt, bei dem das ganze Haus zum Klingen gebracht wurde. Die Besucher wurden in fünf Gruppen von je zehn bis 15 Personen aufgeteilt und von Lotsen von Zimmer zu Zimmer geleitet. An fünf Plätzen im gesamten Gebäude musizierten die Lehrer und die jungen Talente gleichzeitig, jeweils sieben Minuten lang.

Neben dem Orffsaal geht es auch ins Gymnasium

Um mehr Platz zu haben, nutzte man neben dem Orff-Saal größere Ausweichräume im Georg-Büchner-Gymnasium, die nicht für den gymnasialen Unterricht gebraucht werden. Die Choreographie des Umherwanderns der einzelnen Gruppen funktionierte sehr gut. Es war für die Zuhörenden, die den empfohlenen Mund-Nasen-Schutz trugen, reizvoll und abwechslungsreich, von Raum zu Raum immer neuen Gesichtern, neuen Instrumenten, neuen Klängen zu begegnen.

Bei der ersten Station spielten Carl Martin Buttgereit am Cembalo, Ana Helena Surgik am Cello, Monika Kordowich an der Violine und Ursula Oberle an der Blockflöte eine Sonate der Komponistin Anna Bon aus dem 18. Jahrhundert.

Nur wenig sei über diese bemerkenswerte Frau bekannt, so Buttgereit. Ihr Stück klang inspiriert, farbig und lebendig im kammermusikalischen Zusammenspiel. Beim dritten Satz legte das enorm spielfreudige Quartett noch an Tempo zu, um im Zeitlimit zu bleiben. „Zum Glück ist es Allegro“, schmunzelte Buttgereit. Die Geigerin und die Flötistin erfreuten die Zuhörer noch mit beschwingten Duetten.

Weiter ging es zu den Violinschülern Niko Kassubek und Erich Petraschka, die konzentriert, eindrucksvoll und dynamisch im Bogenstrich den letzten Satz aus Johann Sebastian Bachs berühmtem Doppelkonzert d-Moll spielten, am Klavier begleitet von Lehrer Joseph Nykiel. Im Fach Streicher hatte auch Anton Klein am Kontrabass einen tollen Auftritt.

Pfeile und Flatterband weisen dem Publikum den Weg

Mit Pfeilen und rot-weißen Bändern waren die „Einbahnstraßen“ markiert, die zum Orff-Saal führten, wo es klangschöne Vorträge von Klavierschülern gab. Paul Spitz machte den Anfang mit einem meditativen Stück des Filmkomponisten Yann Tiersen, das tonmalerisch und atmosphärisch die Bucht einer Insel und eine sanfte Meeresstimmung beschreibt. Selen Arslan legte leichthändig, bezaubernd und perlend den Minutenwalzer von Chopin auf die Tasten. Auch Fabian Steiner und Patrick Gössl überzeugten am Flügel mit kleinen, aber feinen Stücken aus Klassik und Romantik. Nach jedem Auftritt eilte Lehrer Thomas Weber herbei, um die Tasten mit einem Spezialmittel zu reinigen: „Das muss so sein zurzeit.“

Hinter hohen Plexiglaswänden hatten sich die beiden Trompetenschüler Noah Beringer und Simon Klein samt Lehrer Mykolas Pozingis postiert. Jazzig beschwingt im wechselnden Zusammenspiel, mit blitzsauberer Technik und funkelnder Bläserlaune wurden die ausgewählten Stücke vorgetragen.

Mit wohltimbrierter Stimme, emphatischer Intensität und nuancenreichem Ausdruck

Zum Ausklang des anderthalbstündigen musikalischen Rundgangs wartete Michael Reidick mit einer Auswahl von kurzen englischen Liedern. Mit wohltimbrierter Stimme, emphatischer Intensität und nuancenreichem Ausdruck sang er ein Lied über Frauen von John Dowland und den Song „Sea Fever“ von John Ireland über die Sehnsucht nach der See. Der langjährige Gitarren- und Gesangspädagoge Reidick, der im Sommer in Ruhestand geht, war auch als Gitarrist in Aktion zusammen mit Emily Engbers in einem improvisierten Tanz.

Während die Besuchergruppen durch das Treppenhaus im Lichthof wandelten, saß der Saxophonist Ralf Geisler in einem Gang und spielte als Intermezzi ein Stück von Bach, Jazziges und Swingendes wie „Round Midnight“ und einen Tango von Piazzolla, die das Haus mit einschmeichelndem Wohlklang erfüllten. Ein Konzept, das Freude machte.

Fotos: Roswitha Frey

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert